Und wieder platzt ein Termin

 

Man mag es kaum glauben. Aber so viele Verzögerungen können doch kein Zufall sein! Okay, man weiß ja, dass die Mühlen der Bürokratie in Deutschland sehr langsam mahlen und es bisweilen auch Leute gibt, die Sand ins Getriebe streuen. Aber irgendwann drängt sich der Verdacht auf, dass der schnelle Weiterbau der B 10 um Kuchen und Geislingen herum politisch gar nicht gewollt ist. Trotz aller gegenteiliger Behauptungen und Beteuerungen. Wie war das nochmal mit dem sogenannten „Gesehen“-Vermerk, mit dem angeblich „grünes Licht“ für die Weiterplanung und den Weiterbau erteilt worden sein sollte? Die Bejubelung vor langer Zeit war ein Flop, eine politische Seifenblase, um die nervigen Filstäler um Geislingen herum zu beruhigen. 

Wie oft haben wir hier schon geschrieben, dass „schon bald“ mit dem Bau der Umgehungsstraße begonnen wurde! Kein einziger Termin wurde jemals eingehalten!

Und nun dies, worüber die „Geislinger Zeitung“ am 20. Dezember 2022 berichtet: „ B10-Planungen verzögern sich um ein Dreivierteljahr“. Der „dumme Bürger“ greift sich an den Kopf und denkt: Wenn anderswo genau so geplant worden wäre, wie bei diesem lächerlichen B10-Abschnitt, dann wäre die jüngst fertiggestellte Schnellbahntrasse Stuttgart-Ulm in diesem Jahrhundert noch nicht betriebsbereit geworden. 

Ja, man weiß, wie in diesem unseren Lande mittlerweile die Lage ist: Funklöcher noch und nöcher, Kliniken werden totgespart, neue Bahnhöfe und Flughäfen werden viel zu spät fertig, Panzer funktionieren nicht, Autobahnbrücken sind marode, die Fahrzeuge der Bahn sowieso, man propagiert das E-Auto und hat gar kein geeignetes Stromnetz. Schulen sind nicht nur, was die digitale Ausstattung anbelangt, auf tiefem Niveau, sondern auch im Hinblick auf die Bildung. In Ämtern und Firmen, in Institutionen und überall, wo man anruft – es wimmelt inzwischen von Ahnungs- und Verantwortungslosen, von Unzuverlässigen und Frustrierten. Und überall ist die Rede von fehlendem (weggesparten)  Personal. Es scheint so, als werde systematisch kaputt gemacht, was Deutschland einst so fortschrittlich anmuten ließ.   

 Wo man hinblickt, nur ein Abwärtstrend.  Und da beklagen wir unsere fehlende B 10?! Wie können wir da erwarten, dass – aus Berliner Sicht gesehen – „da draußen in der Provinz, in den Bergen“, eine  Straße gebaut werden soll! Und dies in einer Zeit, in der das Auto verdammt und das Lastenfahrrad propagiert wird.  Da bin ich mal gespannt, wie künftig der wöchentliche Einkauf im Supermarkt funktionieren soll, wenn die Leute kilometerweit ihre Kartoffeln, Getränkekisten und schwere Lebensmittel auf dem Fahrrad strampelnd heimtransportieren. Hinauf nach Türheim, Stötten und Waldhausen. Ja, es gibt den Öffentlichen Personennahverkehr. Gewiss, aber die schwere Einkaufstasche muss man zuerst zur Haltestelle und am Ziel von der Haltestelle zum Haus schleppen. Was ich damit sagen will? Dass vieles in diesem Lande nicht logisch durchdacht ist. 

Aber zurück zur B 10. So richtig begreifen mag der Normalbürger und Zeitungsleser nicht, was da geschrieben stand: Weil  die Kreuzung mit der B 466 bei den Y-Häusern  wegen der Fils neu geplant werden müsse! Denn nun könne das Flussbett erhalten bleiben. Wie schön, gar keine Frage. Aber die ist doch, laienhaft gesagt, gut für die Umwelt, also für die Groppen und Regenbogenforellen. Dass die dort herum schwimmen, dürfte freilich keine neue Erkenntnis sein. Doch der  Erhalt des Flussbetts erfordert nun offenbar  einen ganzen Wust von Umplanungen! Wie schön, werden manche sagen, dann wird der B 10-Bau wieder verzögert. Damit wird erfolgreich fortgeführt, was beim bisherigen B 10-Bau von Göppingen her in abgeänderter Weise mehrfach schon praktiziert wurde. Der Vorsitznde der Geislinger Bürgeraktion B10 neu, Peter Maichle, ein erfahrener Kommunalpolitiker überdies,  bringt es auf den Punkt: ‚„Man versteht es als normaler Bürger nicht mehr, dass es sich immer nochmal verzögert.“ Im Interview mit der Geislinger Zeitung hat er sogar frustriert erklärt, schon überlegt zu haben, die Bürgeraktion aufzugeben.

Von dem einst bejubelten „Gesehenvermerk“, der  die haushaltsrechtliche Genehmigung bedeuten würde, ist man noch meilenweit entfernt. Bei einer Bürgerinfo-Veranstaltung hat Thomas Walz, beim Regierungspräsidium der Refertsleiter für Straßenplanung, diesen Vermerk fürs zweite Quartel 2023 in Aussicht gestellt.  Demnach wäre für Mitte 2025 der Planfeststellungsbeschuss vorgesehen und anschließend der Start für den Weiterbau um Kuchen und Geislingen herum.

 Nun darf also gemutmaßt werden, dass auch dieser Termin wieder platzt. Sind wir auch gleich mal gespannt, welche Gründe bis dann  für eine Verzögerung gefunden werden. Ganz bestimmt wieder welche. Da mögen die Politiker aller Parteien sagen, was sie wollen. Wetten, dass…?

(dies ist ein Kommentar von Manfred Bomm, der bei der B 10-Bürgeraktion für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist)